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"Hast du gesehen, wie die uns angeguckt hat?", fragte Anouk aufgebracht und zerknüllte gereizt das Blatt in ihren Händen, "Als wären wir eine Krankheit! Denkst du das hat mit unserer Vergangenheit zu tun? Unsere Eltern sind nicht miteinander verwandt!"
Leichte Wutflecken bildeten sich auf ihrer eigentlich makellosen Haut. "Anouk", sagte ich beschwichtigend, "Du stehst doch über solchen Dingen. Wir stehen dadrüber ..." Ich versuchte meine Schwester aufmunternd anzulächeln. Diese fuhr nur schwer wieder herunter. Natürlich war es nicht leicht ... wie konnte es denn leicht sein, wenn man in einem sehr fernen früheren Leben die Tochter des Ödipus war. Jeder hing das einem nach ... denn unglücklicherweise war das frühere Leben so bedeutend, wie das heutige.
"Ethan und Pascal haben uns oft genug gesagt, dass es viele nicht interessiert ... ", ich versuchte mich weiter an einem Lächeln, während ich mich in der Halle nach Leuten umsah. Unsere Brüder waren zwar nicht immer einfach, aber sie hatten uns wirklich geholfen, die Angst vor dem ersten Tag zu überwinden. Sicherlich würden wir das ein oder andere Kommentar ertragen müssen oder den ein oder anderen schiefen Blick ernten, aber viele würden uns wie ganz NORMALE Menschen behandeln. Die wir auch waren, um das noch einmal anzumerken.
"Lenk dich etwas ab, denk an all diese Adonisse, die hier durch die Hallen wandeln", sagte ich kichernd und mein Blick fiel auf einen großen, blonden Typen, der lässig zu seinen Freunden marschierte. Oh ja, sicherlich gab es hier einige hübsche Typen ... nur leider würde ich diese nur aus der Ferne anstarren. Mir fehlten Anouks Selbstbewusstsein und ihre Schlagfertigkeit...
"Auch neu?", eine Stimme ertönte hinter uns. Einen Blich austauschend drehten wir uns zu der Stimme um, die einem hübschen Jungen gehörte. "Ja, ich heiße Anouk und das ist meine Schwester Irina", sagte meine um einige Minuten ältere Schwester und fragte charmant: "Und wer bist du?" Der brünette Junge lächelte und es war ein wunderschönes Lächeln. Es war beinahe perfekt und unglaublich hinreißend. "Ihr könnt mich Aaron nennen", sagte er freundlich und lachte leicht. Oh hallo Aaron, welcher Gott hat dich geschaffen?
Ich spürte, dass mein Herz recht aufgeregt vor sich hinzupochen schien. Um ehrlich zu sein, ich war gespannt wie ein Flitzebogen. Mit meiner Reisetasche in der Hand blickte ich mich in der gigantischen Eingangshalle um. Die Architektur war klasse. Eine Weile begutachtete ich noch die wunderschöne Deckengestaltung, ehe ich mir dann doch etwas bescheuert vor kam. Erneut musterte ich die anderen Schüler. Schüler, die auf einander zugerannt kamen, sich umarmten, lachen, quatschten. Ich wollte gern dazu gehören und normalerweise war es auch nicht schwer für mich, neue Freunde zu finden, aber das hier war anders ... Das hier war das Homer. Hier zählte nicht, wer du jetzt bist, sondern wer du einst warst. Und laut der Einladung, die ich vor etwa einem Monat erhalten hatte, war ich Aeneas gewesen. Ein trojanischer Held. Und der Stammvater Roms. Was, wie ich fand, keine schlechte Ausgangsposition abgab, für einen Start hier.
Im ersten Moment hatte ich das ganze natürlich komplett bescheuert gefunden. Ich, der Junge aus Ohio, ein trojanischer Held? Hat es Troja überhaupt gegeben? Und die griechischen Götter und den ganzen Kram? Dann jedoch waren mir die Bilder eingefallen, die so oft in meinem Kopf herum schwirrten. Bilder von Schlachten, Bilder von Männern in Rüstungen, von einem Jungen und einem alten Mann ... Ich meine, ich war ein großer Fan von mythologischen Filmen. Kampf der Titanen, Zorn der Götter und selbstverständlich auch ... Troja. Aber das erklärte doch nicht diese ständigen Bilder und Träume, oder? Ich beschloss also der Schule eine Chance zu geben. (Auch überzeugend war übrigens die beigelegte Infobroschüre gewesen, mit einem Gebäudeplan, vielen Fotos und Zimmerbeispielen ... Sie hätten mir sagen können, dass ich in meinem früheren Leben ein Teletubby war, und ich wäre gekommen.)
Während ich so überlegte, schnappte ich ein Gespräch neben mir auf. "... Denkst du das hat mit unserer Vergangenheit zu tun? Unsere Eltern sind nicht miteinander verwandt!" Ich musste mir ein Lächeln verkneifen. Da hatte wohl noch jemand mit dem Thema zu kauen. Und es klang weit ungemütlicher, als meine Geschichte ... Ich beschloss mir das ganze mal aus der Nähe anzusehen. "Lenk dich etwas ab, denk an all diese Adonisse, die hier durch die Hallen wandeln." Ah, mein Stichwort. (Ich meine hey, ich hatte gelesen, dass ich meinem früheren Leben der Sohn der Aphrodite gewesen war, also darf ich das sagen.)
"Auch neu?", fragte ich mit meinem üblichen Lächeln. Es schien ihnen zu gefallen, da sie leicht die Augen aufrissen und einen vielsagenden Blick austauschten. Also lächelte ich noch ein bisschen breiter.
"Habt ihr schon eure Zimmer?", fragte ich neugierig. "Ja", antwortete Anouk fröhlich, während sie auf den Zettel schielte, den Irina in der Hand hielt. "Etage elf ..." "... Apartment 3", vervollständigte diese. Ich tat, als würde ich einen Schritt zurück taumeln. "Wow. Seid ihr Zwillinge?" Ein leichtes Lachen entwich mir, wobei meine Stimme ein wenig kratzig wurde. Ich schwöre, ich mache das nicht mit Absicht! Grinsend stellte ich mich wieder näher zu den beiden. "Ja!", rief Anouk mit leuchtenden Augen und grinste ebenfalls. "Gut erkannt, Sherlock." Die zwei waren süß. Sehr süß sogar ... "Tja", sagte ich schließlich und kratzte mich am Hinterkopf, während ich mich in der Halle umsah, die sich langsam leerte. "Wollen wir vielleicht zusammen hochfahren? Ich wohne in der gleichen Etage." "Echt? Das ist ja cool", freute sich Anouk und strahlte mich an. Mit leuchtenden Augen wandte sie sich an ihren Zwilling.
Oh bei allen Göttern! Das hier war ein Traum ... das musste ein Traum sein. Kniff mich mal jemand? Nicht nur konnte es niemals so eine schöne Schule geben, es konnte sich auch nicht so viele gutaussehende Typen auf einem Haufen befinden, ohne das es zu einer Verschiebung des göttlichen Gleichgewichts kam. Erstaunt stellte ich fest, dass mein Herz etwas schneller schlug als normal und meine Mundwinkel wie festgetackert unter meinen Augen klemmten. Wenn ich nicht der Kunst der Selbstbeherrschung mächtig wäre, wäre ich diesem Aaron sabbernd und jauchzend hinterher gelaufen, wie ein verliebtes Hündchen - das ist keine Diskriminierung gegenüber Hunden, Hunde sind ganz süß - und hätte jede Menge sinnloses Zeug gebrabbelt, aber mit der Eleganz einer tausend Jahre alten Seele bewahrte ich Kontenance und sagte einfach ... nichts. Ich sah nur mit großen Augen zu Anouk, während wir beide neben dem viel zu süßen Aaaron in Richtung der Fahrstühle liefen. Und wenige Schritte vor der Tür fast über den Haufen gerannt wurden. "Alter vorsichtig, Mädchen!", sagte ein blonder Junge - Ich stieß einen überraschten Laut aus - zu seinem Spiegelbild. "Noch mehr Zwillinge", merkte Anouk breit grinsend an, sie war zum Schutz einen Schritt nach hinten gegangen und dabei gegen Aaarons Brust geprallt. Jetzt legte er ihr die Hände auf die Schultern und schob sie lachend weg, während er sie fragte, ob alles okay sei. Wieder mit dieser leicht angerauten Stimme, Oh Jesus, wiesoooo? Mit großen Augen, die voller Erstaunen waren, wechselten wir einen Blick der wie immer mehr als tausend Worte sagte.
"Oh je, oh je", sagte ich gespielt verzweifelt. "Wow hey", sagte das Spiegelbild und grinste. "Wir wollten euch nicht über den Haufen rennen ..." ... "Aber wir hatten eine Wette wer als erster die Aufzüge erreicht" ... "Und wer als erstes ein süßes Mädchen anspricht auf dem Weg nach oben" ... "Es geht um Ehre und ... Geld" Wie bei einem Tennismatch wanderten unsere Augen von einem (süßen) blonden Zwilling zum anderen. Oh je, die waren schlimmer als wir!!! "Und wer hat gewonnen?", fragte Anouk grinsend. "Ich, denn ich habe euch beide als erstes angesprochen", sagte der Spiegelbildbruder. Wow ... wie nett! "Danke", sagte ich und ein verlegenes Lächeln umspielte meine Lippen. "Und zu welcher Etage müsst ihr?", fragte Aaron und änderte somit das Thema der Konversation.
"Etage XI", sagte der Nicht-Spiegelbildbruder. Oh man, wir brauchten dringend ihre Namen! Wie als hätte sie meine Gedanken gelesen fragte Anouk: "Und ihr seid?" "Cassian und Percy" ... "Alias Castor und Pollux" ... "Für die, die es interessiert."
Wieder riss ich die Augen auf ... Helenas Brüder! Kein Wunder, dass sie so ... bezaubernd waren!!! "Und wer ist wer?", fragte Aaron mit einem Stirnrunzeln. "Ich", sagte der Spiegelbildjunge, "Bin Cassian, der Schöne und Charmante", er lachte laut und rau, "Und der hässliche Typ neben mir ist Percy, mein Handlanger" ... "Der bin ich. Aber hey, wenigstens hab ich ein Gehirn!" "Das nehme ich jetzt persönlich." "Du das." Während die beiden sich weiter unterhielten, öffnete sich der Fahrstuhl vor uns und wir anderen drei stiegen kichernd und lachend zu den wiedergeborenen Dioskuren in den Aufzug.
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